Laufen ist doch scheiße! Ein Satz, den ich entweder von Fußabllern höre, die das Laufen ohne Ball koordinativ gar nicht hinbekommen oder von Leuten, die grundsätzliche Sportmuffel sind. Aber irgendwie ist da ja auch was dran.
Im ernst jetzt Mal! Als berufstätiger Familienvater mit ehrenamtlicher Nebentätigkeit und vielleicht noch einem weiteren Hobby (bei mir die Fotografie) ist Zeit ein knappes Gut und gilt vernünftig eingeteilt. Meistens ist es dann auch noch so, dass in der für das Laufen eingeplanten Zeit es anfängt zu regnen. Oder man ist müde und hat einfach keine Lust. Trotzdem laufe ich dann in der Regel los. Warum?
Es gibt Tage, wie vorletzten Donenrstag, wo ich direkt nach der Arbeit 15 KM laufen gegangen bin, dann schnell den Rasen gemäht habe, nach dem Duschen unseren Zwerg ins Bett verfrachtete und dann noch ein wenig aufräumen musste. Danach denkst du auf dem Sofa: "Was soll der Scheiß!" Aber da ist auch die andere Seite.
Vom Marathon bis zum Crosslauf durch Matschlöcher habe ich eigentlich schon alles gemacht. Hin und wieder ergänzt durch einen kleinen Triathlon Sprint in der Jedermann-Klasse. Fast immer ambitioniert und manchmal sogar richtig gut. Oft aber auch nur Durchschnitt, dafür immer mit Ehrgeiz.
Wenn man in einem Gespräch mit Nichtläufern irgendwie auf das Thema Laufen kommt, sind die meisten schon beeindruckt, wenn man erwähnt, dass man schon mal einen Marathon gelaufen sei. Dabei wissen die wenigsten dann überhaupt, wie lang die Strecke des Marathons ist, geschweige denn, was eine gute oder eine eher durchschnittliche Zeit ist. Wenn ich dann antworte: „Marathon kann jeder, der etwas Disziplin hat“, schütteln die meisten den Kopf. Dabei ist das definitiv der Fall. Zugegeben, auf meine Bestzeit im Marathon mit 3 Stunden und 12 Minuten bin ich schon stolz, denn das war richtig harte Arbeit, aber alles andere? Kommen wir wieder zur Ausgangsfrage:
Warum laufe ich eigentlich?
Meistens muss ich mich dafür „rechtfertigen“, warum ich überhaupt laufe. Die Antwort ist für viele überraschend: Weil ich gerne esse und weil ich es hasse aus der Puste zu sein! Klar, Laufen macht mir auch richtig viel Spaß ( aber das macht mir Serien im TV anschauen auch) und nicht nur laufen, sondern fast alles was mit Sport zu tun hat. Hierbei muss es aber entweder etwas mit Geschwindigkeit sein oder etwas, wo ich mich richtig auspowern kann. Fakt ist aber, ich esse gerne und gerne auch viel. Möchte in dem Bereich auf nichts verzichten. Da ich im Sitzen arbeite ist Bewegung damit unumgänglich, wenn ich mit 45 Jahren nicht aussehen möchte wie Rainer Calmund oder Sigmar Gabriel. Und glaubt mir, wenn ich mal ein paar Tage kein Sport machen konnte, werde ich unausstehlich. Auch im Urlaub.
Ich brauche aber auch externe Anreize um mein Programm durchzuziehen. Und ich benötige Hilfe.
Anreize sind Wettkampfziele. Jetzt zum Beispiel bereite ich mich gerade auf einen Halbmarathon vor. Mir macht es Spaß, mich hin und wieder bis an meine absolute Leistungsgrenze zu bringen und vielleicht kurzzeitig darüber hinaus. Ich freu mich wie Bolle, wenn ich mit den 15 Jahre jüngeren Fußballern des TV Apen durch die Straßen laufe und sehe, dass nur ein bis zwei ausgewählte in der Lage sind mir zu folgen, wenn ich das Tempo anziehe.
Die Hilfe für ein richtig dosiertes Training hole ich mir von meinem Trainer. Piet Könnecke heißt dieser, kommt aus Berlin, war mal eine richtige Granate und ist heute immer noch so gut, dass er bei jedem Lauf in der Stadt oder auf dem Land an der teilnimmt weit, weit vorne landet. Über sein online Portal www.gotorun.de stellt er mir meine Trainingspläne ein, gibt mir Feedback wenn ich ihm schreibe wie die einzelnen Einheiten sich angefühlt haben und ruft auch mal an, wenn er merkt, dass man entweder übermotiviert oder das genaue Gegenteil ist. Eine bessere Trainingsbetreuung kann ich mir persönlich nicht vorstellen. Noch besser wäre es natürlich in einer Gruppe zu laufen aber dann beraubt man sich auch gleich wieder dem, was das Laufen ausmacht. Unabhängigkeit! Denn laufen kann jeder, überall, zu jeder Zeit.
Bei allem Stress, den das Laufen aufgrund der vielen Termine mit sich bringt, sind die Vorteile einfach nicht von der Hand zu weisen. Ich bleibe einigermaßen schlank, laufe drei Stockwerke die Treppe schneller hoch als andere, die mit dem Fahrstuhl fahren und kann, oben angekommen, immer noch reden. Außerdem gibt es da oft auch Glücksgefühle. Wer einmal ein Tempotraining auf der Laufbahn durchgezogen hat, obwohl es total anstrengend war, es in strömen geregnet hat und es auch schon dunkel wurde, der wird dieses Gefühl nachvollziehen können, dass man im Anschluss an die warme Dusche verspürt. Da ist dann so eine Art tiefster Entspannung und Zufriedenheit, die garantier besser ist als das Ergebnis jedes autogenen Trainings.
Fazit: Laufen ist scheiße aber auch saugeil und ich hoffe, ich kann es auch noch regelmäßig machen, wenn Nachwuchs Nummer zwei ab Dezember seinen Zeitanteil in Anspruch nehmen wird.
Wer so gar nichts mit Sport anfangen kann, für den ist dieser Artikel natürlich wieder völlig SINNFREI, aber der muss ihn dann ja auch nicht lesen ;-)
In diesen Sinne
Ahoi - Sven „Haile Gebrselasi“
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